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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit anderthalb Wochen bin ich mit meiner family in Schweden unterwegs.

Wir sind mit dem ICE von München nach Hamburg gefahren und ab da mit dem Mietwagen weiter. Die erste Station war auf Fehmarn. Dort gibt es (gefühlt) nur Fischgerichte (was auf einer Insel in der Ostsee mehr als natürlich ist) und alle vegetarischen Angebote sind mit Käse überbacken. Für Veganerinnen und Veganer gibt es: Salat.

Ich habe mich für Fisch entschieden. Denn unser Fokus liegt zwar zuhause auf dem ganzen Grünzeug, aber unterwegs wird eben gegessen was auf den Tisch kommt. Natürlich nicht uneingeschränkt.

Am nächsten Tag ging es mit der Fähre weiter nach Rødby und von dort aus dann nach Lund. Unsere Dependance für die nächsten Tage.

In unserer wahnsinnig wunderbaren Bed&Breakfast-Unterkunft gab es jeden Tag ein fantastisches Frühstück. Mit allem was Herz, Magen und Seele begehren. Vegan oder nicht. Müsli oder Brot. Obst und Grünzeug. Einfach hinsetzen, genießen und nicht mal abräumen müssen… das ist ein fantastischer Luxus, den ich sehr genieße.

Am Rest des Tages und am Abend haben wir uns „aus der Tüte“ ernährt. Im Supermarkt Brot und Belag geshoppt. Chips. Kekse. All sowas. Da war es dann schon sehr schwierig etwas veganes zu finden. Rohkost vertrage ich nicht so gut, demnach war das keine wirkliche Option.

Abends konnten wir einmal in der WG meiner ältesten Tochter kochen. Das war großartig. Spagetti mit einer wunderbar leckeren Soße aus Ofengengemüse und ein Berg Salat. Das war fein!

Am Clemensplatz in Lund gibt es einen Falaffel Stand. Den haben wir in unserer Zeit hier gleich zweimal überfallen. Der Supermarkt nebenan bot ein reichhaltiges Angebot an frischen Salaten. Sogar Grünkohlsalat mit Orangen und Walnüssen. Also richtig gesunder Stoff.

Für drei Tage und zwei Nächte haben wir unser Traumdomizil hier verlassen, um nach Karlskrona und dann weiter nach Kosta zu fahren.

In Karlskrona gibt es nicht so wahnsinnig viel zu sehen, außer das sehr beeindruckende Marinemuseum. Ein Besuch lohnt sich! Allerdings frage ich mich, warum es so ein riesiges Kriegsmuseum gibt, warum Menschen unglaubliche Maschinen (U-Boote) bauen und ihr Leben riskieren nur um gegeneinander Krieg zu führen oder sich zu verteidigen. Warum ist der Mensch nicht friedfertig? Warum sind wir nicht alle Pazifisten? Wo ist die Petition für ein Friedensmaschineriemuseum?…

Dann ging es weiter nach Kosta ins Glasriket, die Glashütten-Region. Dort haben wir selber Gläser geblasen. Das war toll! Meines ist ein bisschen schief geworden, aber ich liebe es.

In der Hytte Kosta Boda, Småland, Schweden

Zurück zum Thema „food on tour“. Je ländlicher die Gegend desto kleiner der Supermarkt, umso geringer das Angebot an frischen Lebensmitteln. Also war es meistens wieder Brot Brot Brot und… Käse. Vegane Aufstriche: Fehlanzeige.

An einem Abend gab es Pizza. Die haben wir im Schulhof des Gymnasiums von Karlskora gegessen. Belauert und besungen von hungrigen Möwen. Eigentlich haben sie gekrächzt, aber das tat der schönen Stimmung keinen Abbruch.

Veggie-Pizza am Schulhof von Karlskrona, Südschweden

Und dazwischen waren wir in einem Candy-Shop. Das war mein Verderben. Gummibärchen soweit das Auge reicht… Nachdem ich mit Disziplin nichts am Hut habe, bin ich also ungebremst dem bunten Zuckerzeug zum Opfer gefallen. Ja ja, ich weiß: was man nicht kauft kann man nicht essen. Aber ich schwöre: ich wollte „nur mal schauen!“ (Eigentlich.)

Alles in allem haben wir unser Bestes gegeben um uns so gesund wie möglich zu ernähren. Ich habe es auch wirklich sehr genossen, nicht „im Dienst“ zu sein. Wann hat man denn außerdem schonmal Frühstück im Park einer Stadt in der Wiese. Wir jedenfalls nie. Außer auf dieser Reise.

Was aber eindeutig zu spüren war: wir vermissen alle unsere Art zu essen, wie es zuhause möglich ist. Wir vermissen die Gemüsegerichte. Wir vermissen das viele Grünzeug. Und wie spüren es auch.

Mein Mann sagt, auf die Frage, was anders ist als zuhause: „Naja, ist halt eigentlich alles nur Junkfood. Pizza. Falaffelrolle. Alles aus der Tüte. Fett, Brot und Zucker. Alles Vollgas. Das bläht einen gleich so auf. Die Kilos müssen zuhause wieder weg. Fühlt sich nicht gut an. Schwerer.“

Meine mittlere Tochter: „Es fühlt sich nicht so leicht an wie zuhause. Liegt alles schwerer im Magen. Zuhause macht essen mehr Spaß.“

Meine Jüngste: „Hier hab ich Bauchweh und muss nach dem Essen immer gleich aufs Klo.“

Ich: Aufgrund meiner Mitochondriopathie durch ME/CFS ist mein Stoffwechsel sowieso eher mit dem Rollator unterwegs als mit dem Ferrari. Bedeutet: die Übermengen an minderwertigen Kohlenhydraten werden unterwegs direkt in meine Lovehandles gedropt. Ich fühle mich „verklebt“. Mir fehlt es an innerer Leichtigkeit. Ich habe wieder Heißhunger auf Süßes und könnte mir eigentlich ständig etwas zu Essen hinter die Kiemen stopfen. Was logisch ist, bei der Insulin-Achterbahn die wir hier fahren.

Jetzt kann man mir vorwerfen, dass ich es besser hätte wissen müssen und mich anders vorbereiten. Ja, das mag sein. Aber zu meiner Verteidigung mag ich vorbringen, dass wir diese Art zu reisen noch nie praktiziert haben. Ohne Küche oder ohne Hotelbuffet. Und: wir haben auch noch nie so „clean“ gegessen wie in den vergangenen Wochen und Monaten. Immer schon gesund. Immer schon ausgewogen. Immer schon viel Gemüse. Aber noch nie vegan und auch noch nie so sehr viel Grünzeug.

Ich kann Euch aber sagen: es lohnt sich sich so gesund zu ernähren! Für mich hat es sich gelohnt! Und wie! (Wieviele Ausrufezeichen kann man machen?)

Wenn ich mir vorstelle, dass ich vor einem Jahr kaum vom Stuhl aufstehen konnte, nach dem Essen entweder Schmerzen hatte oder mit dem Kopf vor Erschöpfung fast auf den Tisch geknallt wäre… wenn ich daran denke, dass ich meine Tage auf dem Sofa verbracht habe und selbst ein Gang in den Keller eine Herausforderung war…von dem ständigen Nebel im Kopf ganz zu schweigen…

…und jetzt: wir waren viel zu Fuß unterwegs. An einem Tag über 10km. Und wir waren auf der wunderschönen Insel Ven mit dem Rad unterwegs. Über zwei Stunden. Ohne E. Nur mit Muskelkraft. Ich, mit meinen noch vor Wochen chronisch übersäuerten Oberschenkelmuskulatur. Es war antrengend. Absolut! Kann ja nicht anders sein nach vier Jahren rumliegen. Aber: I made it!

Radltour um die Insel Ven, Skåne, Südschweden

Und eben nicht nur den Ausflug, sondern auch den Tag danach. Kein Crash. Keine Muskelschmerzen. Keine Nervenschmerzen. Kein BrainFog. Einfach nur müde und glücklich. Und weiterhin auf den Beinen.

Ohne das viele Grünzeug (und natürlich die Infusionstherapie und NEMs) wäre das nicht möglich gewesen.

„Du bist was Du isst.“ Nichts ist waher als das.

Morgen geht es wieder heim. So sehr ich es auch genossen habe… Ich freue mich auf mein Gemüse!

Eure Isa***