Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Ich brauch‘ ’ne Pause.“  Ist das nicht einer dieser Sätze, die uns fremd vorkommen? Die sich irgendwie komisch anfühlen? Wann sind Pausen aus der Mode gekommen? Seit wann ist Stress ein Statussymbol?

Pausen einzufordern ist oft noch schwieriger als um Hilfe zu bitten. Gerade zu der Zeit als ich so schwer an ME/CFS erkrankt war, hatte ich ständig ein „schlechtes Gewissen“. Ein ungutes Gefühl, nicht leistungsfähig zu sein. Nicht abzuliefern. Nicht zu performen. Aber gar nicht meinen Followerinnen und Followern gegenüber. Noch eher meiner Familie, aber schlussendlich doch eigentlich mir selbst gegenüber.

Nicht genug sein. Nichts verdienen, nichts leisten, nicht ausgeglichen, nicht attraktiv, nicht frisch fröhlich jugendlich. Schon wieder nur Spaghetti mit Tomatensauce.  Das Lieblingsshirt der 11jährigen nicht gewaschen.  Den Zettel für den Ausflug nicht unterschrieben. Den Arzttermin vergessen. Kein Geschenk für den Geburtstag der Oma besorgt. Die Umbuchung der Bahntickets verpasst. Das Probeabo nicht gekündigt. Den Strompreis müsste man auch mal wieder checken. Der Garten wurde vom Giersch gekapert. Der Taubendreck verkrustet auf dem Briefkasten. Der Brillenbügel der Jüngsten ist schon wieder abgebrochen und die eigene Lesenbrille offenbar verdunstet. Irgendwo muss sie sein. Sagt aber nix. Frechheit. Bald lohnt es sich nicht mehr die Winterreifen zu wechseln und eigentlich wollte ich doch noch….

Der ganz normale Wahnsinn im Alltag vieler Frauen. Bei den meisten kommt noch ein Job dazu, dessen „Pause“ für Erledigungen aller Art genutzt wird.

Einer meiner liebsten Freunde sagte neulich „Alle machen was sie wollen, und die Mamas kümmern sich darum, dass das möglich ist.“ Ganz so falsch ist das vermutlich nicht.

Aber sind es wirklich die Ansprüche der Gesellschaft, die an uns Frauen gestellt werden oder sind es unsere eigenen? Sind es vielleicht sogar Frauen, die mit anderen Frauen so fordernd sind? Kritisch, unnachgiebig, verständnislos.

Um das bestätigt zu wissen, genügt ein kurzer Blick in beliebige Social Media Kanäle.

Frauen be- und verurteilen andere Frauen bei jeder beliebigen Gelegenheit. Am allerliebsten bei der Kindererziehung. Und mindestens genauso gerne bei irgendwelchen Äußerlichkeiten.

Muss das denn sein? Ich denke nicht!

Den ersten Schritt zu einer Veränderung muss man immer selber gehen. Wir können uns entscheiden, was wir wollen und was nicht. Wir leben in einem freien Land, in dem das jedem Menschen erlaubt ist.

Wir können also sagen

„Das ist mir gerade zu viel.“

„Kannst Du das bitte übernehmen?“

„Heute ist kein guter Tag. Ich fühle mich nicht gut.“

„Ich mag heute gerne meine Ruhe haben. Kommt Ihr ohne mich klar?“

Neulich hatte ich mal wieder so einen Tag. Da ging es mir nicht gut. Ich hatte entsetzlich schlecht geschlafen, meine Nervenschmerzen waren total nervend, ich war unleidig und erschöpft. Als mein Mann nach Hause kam, hat er es mir sofort angesehen.

„Was ist los?“

„Heute ist kein guter Tag. Ich habe nichts geschafft. Würde mich am liebsten bis morgen ins Bett legen.“

Und er sagt:

„Mach halt!“

Wie Recht er hatte. So einfach kann es manchmal sein.

Es gibt Zeiten in unseren Leben, da geht das leider nicht so einfach. Da sind Verpflichtung und Verantwortung so groß, dass wir ihnen nicht ohne Verluste entkommen. Das ist aber nicht immer so. Sollte es nicht sein.

Wenn ich erschöpft bin, lege ich mich heute oft hin und sage mir in Gedanken (manchmal auch laut):

„Ich habe das Recht mich auszuruhen.“

Darauf entspannt es sich gleich viel leichter. Denn manchmal braucht man einfach eine Pause.

Nehmt sie Euch. Wann immer sie nötig ist.

Eure Isa***